zottel hat geschrieben:
Hier geht es fast nur um Geschwindigkeit. Wenn ich Schrauben immer mit dem gleichen Drehmoment anziehen muss, bin ich mit einem elektrisch/pneumatisch betriebenen Drehmomentschrauber wesentlich schneller.
Wie genau muss denn das angegebene Drehmoment eingehalten werden? Bei fast allen Schraubenverbindungen geht es nur darum, dass es fest genug ist, damit die Schraube sich durch die Eigenhemmung nicht löst. Ziehe ich zu fest an, dann kann sich die Schraube durch plastisches Verformen setzen und löst sich dann, oder sie reißt eben gleich ab. Der Bereich zwischen "zu lose" und "zu fest" ist bei handelsüblichen Schrauben groß genug, um keinen Drehmomentschlüssel zu brauchen.
Die Ölwannenschrauben kann jeder mittelmäßige Mechaniker ohne Drehmomentschlüssel genau genug anziehen. Ich würde mir wahrscheinlich eher Gedanken machen, wenn er dafür einen solchen Schlüssel nimmt.
Die gültigen Anzugsmomente haben sich seit damals kaum geändert.
Dir ist schon klar, dass Du mit Deinem letzten Absatz allen Werkstätten Betrug unterstellst?
es geht eben NICHT nur um Geschwindigkeit beim Bandarbeiter. Und es gibt keine allgemeinen "gültigen Anzugsmomente". Gerade in der letzten Zeit ist der Werkstoff selbst längst zum wichtigen Konstruktionsmerkmal geworden (O.K. - trifft bei der Zephyr vielleicht nicht in dem Maße zu wie bei einer 2009-er Fireblade). Aber trotzdem - eine Schraube ist nicht nur eine Schraube: auch da gibt es unterschiedliche Festigkeitsklassen, Werkstoffparungen, Beschichtungen. Zwie Schrauben, die von außen ähnlich aussehen, können GANZ unterschiedlich sein. Alles, was man nicht unbedingt sieht, wenn man sich nicht im Detail auskennt (und das tut auch kein Mechaniker, sondern nur der Entwicklungsingenieur). Manche Schrauben sind als Dehnschrauben eingesetzt, manche werden im Gewinde verklebt etc. Manche müssen jedes mal neu getauscht werden (klass. Bsp. Zylinderkopf-Schrauben), manche dürfen zwei-drei mal eingesetzt werden und dann getauscht (Nockenwellen-Lagerbrücken). Manche können beliebig ein- und ausgeschraubt werden. Es sind viele viele Schrauben, für jedes Moped unterschiedlich, die selbst der beste Mechaniker nicht alle im Kopf behalten kann.
Und Schraube allen ist es auch nicht - die Anpreßkräfte durch die Schraube hervorrufen lokale Verformungen umgebender Bauteile, verursachen bestimmte verläufe der Anpreßkraft etc., die alle gewünscht/geduldet und genau berechnet sind (CAE, mechanische Versuche, Dauerläufe beim Hersteller...). Nur wenn alles genauestens stimmt, ist gewährleistet, daß alle betroffenen Bauteile so lange und so gut funktionieren, wie ausgelegt. (Und die Auswirkung einer einzigen Schraube sieht man gar nicht so mit bloßem Auge.)
Alles andere ist eben "Pfusch". Dieses fundierte Wissen über konstruktive Auslegung einzelner Triebwerke (und jedes davon ist anderes) hat kein Mechaniker in der Welt - kann er gar nicht, schon allein aufgrund der beschränkten praktischen Ausbildung. Und braucht er auch nicht. Dafür gibt es eben Werkstattbücher, von Entwicklungsingenieuren geschrieben, die ihm genau sagen, wie er was zu machen hat. Es ist nicht sein Job, Arbeit der tausende bestausgebildete Entwicklungsingenieure beim Hersteller zu hinterfragen - es soll bloß tun, was sie für ihn festlegen (= was im Werkstattbuch steht). Wie oben beschrieben, viele Sachen sind nicht einfach so ersichtlich, doch deswegen nicht minder wichtig. Wenn ein Mechaniker das Werkstattbuch mißachtet, ist es so, als würde sich der einzelne Soldat über Befehle seiner Generälle hinwegsetzen. Der Soldat mag dabei des guten Glaubens handeln, doch dei Schlacht ist dann trotzdem verloren.
Praktisches Beispiel moderne Zündkerze:
es gibt z.B. für M12Sx1.25 Gewinde eine Anzugsvorschrift 21-25 Nm. Und kein Fett / Kupfer- oder Graphit-Paste auf's Gewinde.
Zieht man zu schwach an - wird die Kerze undicht im Dichtring, kann die Wärme nicht in den Zylinderkopf ableiten. Folgen --> im schlimmsten Fall Glühzündung, Klopfschaden, Motor kaputt

Zieht man zu stark an - wird die Kerze undicht zwschen Kerzengehäuse und Isolator (duchr zu starke innere Verformung), kann ebenfalls die Wärme aus'm Isolator/Mittenelektrode nicht ableiten. Folgen --> im schlimmsten Fall ebenso Isolatorbruch (mmh! Keramik-Krümmel im Brennraum), Glühzündung, Klopfschaden, Motor Kputt

Kupferpaste auf's Gewinde hat man vielleicht vor 30 Jahren gebraucht, heute nicht mehr - das Gewinde der Zündkerze ist bereits speziell Beschichtet. (sieht man aber nicht, vermutet es nicht, wenn man es nicht explizit weiß) Nimmt man trotzdem Kupferpaste (weil man's nicht weiß oder vermeintlich besser als Kerzenhersteller und OEM wissen möchte), beeinflußt man wiederum Anpreßkraft der Kerze (andere Reibwerte im Gewinde; 21-25 Nm müssen dann nicht mehr stimmen). Folgen --> siehe oben. Außerdem, wenn auch nicht so, dann brennt die Paste an, verdreckt das Gewinde im Kopf, man hat für immer unnötige "Schweinerei" im Gewinde, wo es doch immer so "schön sauber" bleiben könnte.
Alles leicht vermeidbar, nur wenn man sich einfach an die Hersteller-Vorschriften hält.
Doch wie viele gibt es noch, die Anzugsvorschriften nicht einhalten (ein "guter Mechaniker" hat sowas in der Hand"), die immer noch mit Kupferpaste dick herumschmieren (ist "was Gutes", kann ja nicht schaden)? Sowohl daheim, als auch in der Werkstatt. Und dabei noch glauben, Heldentaten zu vollbringen (Stichwort "gefährliches Halbwissen")
Das generelle Problem heute ist, daß beinahe jeder, der schon mal einen Schraubenschlüssen in der Hand gehabt hat, sich für einen Koryphäen auf dem Gebiet Maschinenbau, Verberennungskraftmschinen und KFZ-Technik hält. Und wenn man ein Dorf-Mechaniker bei Honda, Kawa & Co. ist, na dann ist man eh' schon gottesähnlich und weiß alles viiiel besser als der Hersteller selbst. Aber sowohl bei Hobby-Schrauber, als auch bei "guten Mechaniker" gilt: "halbes Wissen ist ein Gefährliches Wissen". Ich möchte nicht wissen - um zum Zündkerzenbeispiel zurückzukommen - wie viele "gute Mechaniker" bedenkenlos die Kerzen reinknallen und sich gleichzeitig brüsten, sooo erfahren zu sein, schon so viele Motoren nach Motorschäden repariert zu haben, schon so viele Zündkerzengewinde im Kopf repariert zu haben. Das alles ob des Sachverhaltes nicht wissend: würden sie einfach die Zündkerzen-Vorschrifetn befolgen, hätten sie diese "Erfahrung" von vielen vermeintlichen Reparaturen und Insatndsetzungen erst gar nicht erworben. Hier also ganz kraß ausgedruckt: viele Mechaniker "üben" auf Kosten der Kunden. Leider bringt das Üben nichts, da sie meistens so eingefahren und eingebildet sind, alles längst schon besseer zu wissen (man habe ja schon als 5-Jähriger an seinem Dreirad geschraubt, also müßte man jetzt alles intuitiv korrekt machen; Werkstattbücher sind nur für Memmen), daß sie ihr Leben lang die gleichen fehler machen und die schönen Kundenmaschinen regelrecht verderben (wohl unwissentlich und unbeabsichtigt, aber Tatsache/Resultat "Pfusch" bleibt Tatsache, wenn auch das Gegenteil vom "Pfusch" angestrebt war). Sie "üben" zwar jahrelang, erhalten oder erkennen aber keine Rückmeldung ihres Wirkens. Sie gehen einfach im Stillschweigen davon aus, daß das, was sie tut, per Definition gut sein soll. Es ist so, als würde einer mit geschlossenen Augen Bogenschießen üben. Auch nach 30 Jahren Übung trifft er nicht wesentlich besser als am ersten Tag, solange er nicht bereit ist, siene Augen zu öffnen.
zottel hat geschrieben:
Dir ist schon klar, dass Du mit Deinem letzten Absatz allen Werkstätten Betrug unterstellst?
--> ja, das ist mir schon klar. Es ist ein "privates" Forum und meine private, auf eigenen Erfahrungen gestützte Meinung. (Und Zahlreiche ADAC-Werkstatttests und diverse Reportagen stützen sie nur

Irgendwie sollten wir Meinungsfreiheit haben, oder? Wenn es Dir erlaubt sein soll, die Werkstätte zu vergöttern, so soll es mir ebenfalls erlaubt sein, sie zu verteufeln. Sind nun die heiligen Werkstätte den NS-Zeit-Opfern oder Märtyrern und Aposteln aus der Bibel gleichgestellt, daß man sie öffentlich nicht kritisieren darf, sonst ist man gleich Volksverhetzer oder Kätzer? (O.K. - ist ein kraßes Beispiel, soll nur Situation verdeutlichen; ich habe nix gegen die gültige Geschichtsschreibung) Es soll mir doch genauso erlaubt sein, auch wenn es eine Verallgemeinerung ist, wie es einem erlaubt ist zu behaupten "alle Menschen sind doof" oder so. Ist halt kiene offiziele Pressemitteilung, keine Floske im Rechtsvertrag, keine Axiome für eine Lehrbuch, sondern einfach so im anonymen Moped-Forum von der Seele gespochen. Ist halt mehr so wie ein Versprechen der Politiker vor den Wahlen - nicht unbedingt wörtlich und ernst zu nehmen

Ich unterstelle also nicht ALLEN Werkstätten vorsätzlichen Betrug, aber sehr wohl den meisetn Werkstätten bei den meisten Arbeiten Pfusch - sei es vorsätzlich, oder unwissentlich, oder Kombination von beiden. Und daher behaupte ich, daß man selbst - sobald man das erforderliche Können, Wissen und Werkzeug besitzt UND sich nicht für einen Schrauber-Gott hält, dem nichts mehr beizubringen ist (sich also möglichst an die meisten Vorschriften hält), sondern sich vorher informiert und belehren läßt - die meisten notwendigen Wartungen und Reparaturen besser selber erledigt (und somit einige unnötigen Reparatuen und Instandsetzungen von vorne herein vermeidet.) Und das wollen doch die meisten für ihre schönen, geliebten Mopeds.