Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

Erfahrungen und Tips zu Zubehör für die Zephyr
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Katjasaki
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Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#1

Beitrag von Katjasaki »

Hallo Zephyrfreunde!

Ich bin neu hier in diesem Forum und erfreue mich an dem freundlichen Umgangston, der hier herrscht.
Ich will mich kurz vorstellen. Ich bin Katja und fahre seit über 30 Jahren Motorrad. 1995 habe ich auf der Motorradmesse in Dortmund ein sehr gutes Angebot für eine nagelneue Zephyr 550 ausgehandelt und diese kurze Zeit später gekauft. Seitdem ist sie in meinem Besitz. Ich verknüpfe sehr viele positive Erinnerungen an sie, u.a. einen vierwöchigen Urlaub quer durch Portugal.

Leider bin ich in den letzten Jahren aus Zeitgründen nicht mehr zum Fahren gekommen, sodass die Maschine seit 2014 in der trockenen Garage stand. Ich habe sie immer mal wieder kurz angelassen, aber nicht mehr gefahren, da sie auch keinen TÜV mehr hatte. In den letzten vier Jahren habe ich nicht einmal mehr das geschafft. Die Maschine hat erst 30.000 km runter und ist äußerlich in einem top Zustand. Ich finde sie immer noch so klasse, dass ich sie einfach nicht verkaufen konnte. Leider habe ich in dieser Hinsicht mit meinen Fahrzeugen wohl ein generelles Problem, denn ich habe letztes Jahr mit einem Bekannten meinen 34 Jahre alten Scirocco wieder flott gemacht. ;-)

Nun ist leider eingetreten, was ihr vermutlich schon ahnt. Irgendwann roch die Kawa nach Benzin. Ich habe die Schwimmkammern zwar leerlaufen lassen, aber offenbar ist der Vergaser trotzdem übergelaufen, sodass Benzin im Öl ist. Ich bin technisch nicht ganz unbegabt und müsste die Maschine nicht zu einer teuren Reparatur des Vergasers in die Werkstatt bringen. Nach ausführlichem Durchlesen eurer sehr informativen Beiträge hier im Forum - zum wohl bekannten Problem der Zephyr - plane ich, folgendermaßen vorzugehen:

Ich mache als erstes einen Ölwechsel. Da ich Angst habe, das Bike mit dem Benzin im Öl anzustellen, hatte ich die Idee, einen Ölzusatz beizumischen, der das Öl flüssiger macht und somit das Warmlaufen ersetzten könnte. Hier käme nun meine erste Frage: Kann man das so machen, oder soll ich auf den Zusatz verzichten und das Motorrad trotzdem kurz anstellen? Wenn ihr jedoch meine Idee mit dem Zusatz okay findet, welchen würdet ihr nehmen?

Nach dem kompletten Ölwechsel inklusive Filter würde ich zweitens versuchen, die Maschine anzustellen, um zu schauen, ob sie ‚auf allen Pötten‘ läuft. Oder ist das zu gefährlich und ich sollte lieber direkt den Vergaser ausbauen und dessen Teile austauschen?

Vielen Dank im Voraus!
Gruß, Katja
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Bernd-Hamburg
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#2

Beitrag von Bernd-Hamburg »

Moin,

wenn Sprit in den Motor gelaufen ist, bitte den Motor nicht mehr damit starten. Durch die Benzinzumischung ist das Öl wahrscheinlich nicht mehr schmierfähig genug.

Es kommen noch weitere Fehler zum Tragen:
1. Der Unterdruck-Benzinhahn ist defekt oder stand auf PRI ?
2. Durch die abgelassenen Vergaserkammern sind die O-Ringe am Vergaser geschrumpft und undicht (Benzin und Benzingeruch)
3. Schwimmerkammerventile schließen evt. nicht mehr richtig (läuft über => Benzin im Motor).

Wenn der Vergaser und Hahn gerichtet sind, das Motoröl OHNE Warmlauf ablassen und den Ölfilter mit wechseln.
Den Motor nach der langen Standzeit ohne Zündkerzen durchdrehen. Dies geht ohne die Zündkerzen mit eingelegtem Gang und durch Drehen am Hinterrad. Nicht per Starter !
Du kannst auch ein paar Tropfen (!) Motoröl in die Kerzenlöcher geben, sodass ein Ölfilm an den Kolben entstehen kann.
Wenn das alles ohne Problem funktioniert, alles zusammenbauen, Batterie vorher laden und Benzin per PRI in die Vergaser fluten.
Starten und den Rest checken (Luftdruck, Reifen, Bremsen, Licht, etc).
Und ab zum Tüv.
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Katjasaki
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#3

Beitrag von Katjasaki »

Vielen Dank für deine Antwort!

Ich habe mir sehr viele YouTube-Videos angesehen und das Werkstatthandbuch zu der Thematik gelesen. Ich denke, ich sähe mich nun dazu in der Lage, den Benzinhahn - der nicht auf PRI, sondern auf ON stand - und auch den Vergaser auszubauen und die Reparaturkits gegen die defekten Teile zu tauschen.

Mit spukt allerdings immer noch die Idee im Kopf herum, nach dem erfolgten Ölwechsel und Ablassen des alten Benzins, zu probieren, ob die Maschine startet. Wenn ein oder mehrere Schwimmer defekt wären, würden doch die betreffenden Kolben erst gar nicht anlaufen bzw. das Rad würde blockieren oder? Wenn dem so wäre, würde ich erst in diesem Falle den kompletten Vergaser auseinandernehmen. Wenn aber alle Kolben laufen, hätte ich die Hoffnung, dass sich die Vergaserkammern vielleicht selbst wieder reinigen. Oder ist das zu laienhaft gedacht?
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Bernd-Hamburg
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#4

Beitrag von Bernd-Hamburg »

Ja.

Nicht die Schwimmer sind defekt, sondern die Schwimmernadelventile.
Im schlimmsten Fall sind sie blockiert durch Rost im Tank (dann Sanieren lassen!) oder einfach verschlissen.
Benzin im Öl führt nicht zu einer ausreichenden Schmierung und der Motor ist schneller kaputt als Du piep sagen kannst.
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Dirty Harry
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#5

Beitrag von Dirty Harry »

Katjasaki hat geschrieben: Donnerstag 12. Oktober 2023, 22:36 Wenn ein oder mehrere Schwimmer defekt wären, würden doch die betreffenden Kolben erst gar nicht anlaufen bzw. das Rad würde blockieren oder?


Moin,
was Du meinst wäre ein Kolbenschlag, das heißt Benzin ist in den Brennraum also oberhalb des Kolbenbodens gelaufen und der Motor blockiert.
Sollte er trotzdem durchdrehen, ist das Pleuel danach unter Umständen krumm ( Kolbenschlag ).

Und ja, auch der Schwimmer kann kaputt gehen und ein Loch haben und läuft voll, das wären dann die gleichen Symptome.
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Katjasaki
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#6

Beitrag von Katjasaki »

Danke für eure Beiträge. Okay, dann lasse ich es, die Maschine anzustellen und werde stattdessen den Vergaser ausbauen. Dazu bräuchte ich einen vernünftigen Montageständer. Bei Louis habe ich etwas Brauchbares gefunden, bin mir aber nicht sicher, ob der X4 Kern-Stabi-Frontständer, der das Motorrad von unten am Steuerschaft anhebt, bei der 550er funktioniert. Hat damit jemand Erfahrungen?
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Dirty Harry
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#7

Beitrag von Dirty Harry »

Ich habe den Heber an der 11er, bei mir gab es Probleme mit dem Aufnahmekegel der In das Jochrohr geht.
Habe mir dann einen passenden drehen lassen.
Du kannst das aber umgehen, indem Du den Verteiler der Bremsschläuche löst.
Aber bitte beachten, der X4 alleine geht nicht bei der 5,5er, da sie keinen Hauptständer hat, also X4 nur in Verbindung mit Heckheber.
Da gibt es bei Louis einen ganz einfachen für 20€ im Angebot bzw. 30€ regulär, den habe ich auch.
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Oberjosef
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#8

Beitrag von Oberjosef »

Und auf gar keinen Fall den Motor durchdrehen bevor Du die Ke3rzen rausgeschraubt hast!

Wie schon geschrieben, es können (bzw. mit Sicherheit) ein oder mehrere Brennräume mit Sprit gefüllt sein. Wenn dann gedreht wird ist der Schlag programmiert.
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Alles unter 1000 ccm ist nur als Zweitakter zu gebrauchen. Aber da richtig.
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Dirty Harry
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#9

Beitrag von Dirty Harry »

Ob man von Hand den dann überhaupt durchdrehen kann bezweifele ich stark.
Aber Kerzen raus ist kein Fehler.
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Katjasaki
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#10

Beitrag von Katjasaki »

Hallo, vielen Dank für eure Antworten.

Ich habe nun Heber von Louis und sie funktionieren gut.

Nun aber zu meinem eigentlichen Problem: Ich habe den Vergaser komplett zerlegt und gereinigt. Alles läuft bestens. Nun stehe ich aber vor folgendem Problem: Ich habe drei der vier Kaltstartdüsen frei bekommen - nach der Methode von Hans-Dieter mit einem dünnen Draht eines Gaszuges. Beim Vergaser Nummer vier ist mir ein Stück Draht abgebrochen und es ist vermutlich in der Düse hängen geblieben. :shock: Ich habe schon alles versucht, aber ich bekomme die Düse nicht frei. Hat irgendwer eine Idee?

Oder kann ich das Risiko eingehen und einen der Vergaser mit der verstopften Düse einbauen? Es gehr dabei doch nur um den Kaltstart und die Benzinversorgung des Chokes oder muss ich auch Beeinträchtigungen beim weiteren Fahren befürchten?

Gruß, Katja
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Zeferl
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#11

Beitrag von Zeferl »

Kannst nicht einbauen, keine Chance.
Draht nimmt man nur Kupfer oder Messing, Stahl kratzt die Düse innen!!!
Wo hängt denn der Draht drinne?
Die Leerlaufdüse aus Messing kann/muß man ja rausschrauben, die wird es nicht sein.
Du meinst die vier kleinen Löcher unter der Drosselklappe?
Das vorderste ist das Loch der LLGS, kann man von da aus durchstochern.
Wird eines der anderen drei sein.
Dann wird es schwierig.

Ich blase die mit der Nachfüllflasche für Gasfeuerzeuge durch (nach unten gehalten), was nicht gefahrlos ist,
aber eine gute Kontrolle bietet. Die hat nen schönen Gummiadapter, der evtl. auch an Bremsenreiniger passt???

Probier`s mit Pressluft, dazu Hauptdüsenstock raus (kommst dann besser dran),
Leerlaufdüse raus, einen Gummiring oder so suchen dass da die Pressluft dicht aufzusetzen ist.
Die zugehörige Luftbohrung im Ansaugweg zuhalten/stöpseln (schräg...).
Die anderen zwei kleinen Bohrungen evtl. zustöpseln, was sich alles leichter schreibt, als es ist.
Aber dir bleibt nix anderes übrig.
Vorsicht, nicht reinschauen dazu, wenn das Stückchen Draht in Richtung Auge fliegt........

Letzte Lösung:
Im Werk sind diese Löcher von hinter der LLGS aus gebohrt und danach zugestöpselt, das sieht man.
Das dürfte problemlos aufzubohren sein, bzw. kleines Loch, Spax rein, ausziehen, dann von da aus durchstochern, und wieder zustopseln, das stellt weiter keine besonderen Anforderungen, hat aber sicher noch keiner gemacht.

Alternativ anderes Vergasergehäuse Nr.4, was möglichweise Günter Rist hat.

PS: Der Choke wird anders versorgt.
Gruß vom Zeferl aus Ostbayern
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Rudi
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#12

Beitrag von Rudi »

Der Vergaser ist mit das komplizierteste Teil an einem Motorrad, dagegen ist der Motor ja fast ein Klacks.
Wenn das Motorrad lange gestanden hat bedarf der Vergaser üblicherweise einer Generalüberholung.
Macht man das in Eigenregie ohne Vorkenntnisse und ohne das passende Equipment geht das in der Regel schief.
Hier stellt sich dann die Frage den Vergaser einem Spezialisten anzuvertrauen um Zeit, Nerven und erst recht Geld zu sparen.
Kein Problem widersteht lange dem Angriff beharrlichen Denkens
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Zeferl
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#13

Beitrag von Zeferl »

Ja,

und dann gibt es so Fragen wie:
Nun hab ich den schon 5mal aus- und eingebaut
und dreimal zum Ultraschallen,
2mal zum Einstellen und noch immer geht der nicht......

Einlesen über Teile und Funktion, ein paar Seiten.
Reinigen und überholen: ALLES!
Überprüfen: A L L E S ! !

Oder Fachmann, der HIER oder bei den Freunden empfohlen sein muß,
Fachwerkstatt ist da in aller Regel kein Fachmann!
Gruß vom Zeferl aus Ostbayern
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Bernd-Hamburg
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#14

Beitrag von Bernd-Hamburg »

Mini-Fettpresse ?

Es ist sicherlich jede Idee willkommen.
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Zeferl
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Re: Vorstellung und Fragen zur 550er zum Flottmachen nach Standzeit

#15

Beitrag von Zeferl »

Gar keine so schlechte Idee,
ne alte LLD zum Adapter umpfriemeln...
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